Bullets Inside: Georg Nuhr

Mit „Bullets Inside“ starten wir eine neue Interview-Serie, um euch die Bullets etwas näher vorzustellen. Wer würde sich besser als erster Interviewpartner anbieten als Georg Nuhr, frisch gebackener österreichischer Staatsmeister 2012. Im echten Leben ist er Arzt für Allgemeinmedizin, glücklich verheirateter Familienvater von einer Tochter und seit heuer einem Sohn. Privat spielt er neben Poker auch Tennis und Golf.

PCAB: Du pokerst seit 2010, seit 2011 spielst du bei den Austrian Bullets. Wie bist du eigentlich zum Pokern gekommen?
Georg: Begonnen hab ich im ganz kleinen Kreis mit dem Franz Neiger und einer privaten Gruppe, das aber dann dahingehend ausgeartet ist, dass nur mehr geblödelt und geschummelt wurde. Die Begeisterung war sofort da, nur wenn dann am Ende des Tages 5 Karten fehlen… Irgendwann hat er gesagt „fahr nach Wien, da ist ein netter Club“ und irgendwann 2010 war ich das erste Mal unten.

PCAB: Was macht für dich die Faszination Poker aus?
Georg: Im Speziellen, dass man vom Akademiker bis zum Angestellten wirklich eine gute soziale Mischung hat und die Interaktion mit Freunden und Bekannten. Und dann natürlich auch diese Mischung aus Strategie und Glück. Du kannst nicht nur strategisch spielen oder nur lucken. Mich faszinieren generell Kartenspiele wie auch Bauernschnapsen, aber diese Faszination aus Strategie und Glück ist das, was es ausmacht.

PCAB: Letztes Wochenende war dein großer Auftritt. Beim zweitägigen Turnier hast du dir den Titel des österreichischen Staatsmeisters geholt. Wie hast du dich auf das Turnier vorbereitet?
Georg: Gar nicht. Ich habe kein einziges Buch gelesen, ich hab all mein Wissen den Bullets zu verdanken. Dinge, die ich schon versuche aufzusaugen, sind immer wieder  hilfreiche Kommentare vom Norbert und Christian, wo man dann gesagt hat „des kannst net machen“. Aber wie gesagt, für ein Buch hat’s nie gereicht, weil ich lese nie Bücher, auch privat schaff ich’s nicht.

PCAB: Nach Tag 1 lagst du an Position 23 von 33. Welche Strategie hast du dir für Tag 2 zurechtgelegt gehabt?
Georg: Ich war am ersten Tag total nervös. Ich erinnere mich, ich hab echt Abstand gebraucht, ich hab keinen Ruhepuls gehabt. Das erste Ziel war Top 100 und dann irgendwie den ersten Tag überstehen und sei es nur mit 5.000 Chips. Am zweiten Tag war’s dann ganz anders, ich war total easy. Ich war mit Norbert und Alexander am Tisch, das war irgendwie vertraut, weil die hast gekannt. Norbert neben mir hat so eine Ruhe ausgestrahlt, er hat extrem tight gespielt, da dachte ich, jetzt mach ich’s einfach auch so. Die Strategie war dann – man sieht ja immer wie viel Leute noch dabei sind – 22 ist meine Glückszahl, die sollt ich noch erreichen. Dann 15 und irgendwann ist’s total schnell gegangen.

PCAB: Dann der Final Table und die entscheidende Hand im Heads-Up. Du hast mit K8o König-Trips gefloppt und deinen Gegner geschickt bis zum River in die Falle gelockt. Was geht einem da in diesen Momenten davor und danach durch den Kopf?
Georg: In dem Moment, wie ich das ganz passiv gespielt habe, habe ich schon im Hintergrund Stimmen vom Franz Neiger und allen gehabt, was das nicht wieder für ein Blödsinn ist, das so zu spielen. Aber ich hab mir irgendwie gedacht, das ist eben meins und aus dem Bauch heraus entschieden. Wie er dann am River 100.000 reingeschoben hat, auf das hab ich gewartet. Dann All-In und nach langer Zeit das erlösende „Call“. Dann denkt man gar nichts mehr. Dann denkt man eigentlich, wie geht’s jetzt weiter, wo ist der nächste Gegner? Es war nicht zu realisieren am Sonntag. Es war zwar die Siegerehrung, aber irgendwo habe ich immer gedacht, so jetzt wachst gleich auf und fährst am Sonntag zum Turnier.

PCAB: Und wie fühlst du dich heute ein paar Tage danach?
Georg: Es ist unglaublich. Viele wissen gar nicht in meiner Heimat Krems, dass ich Poker spiele, weil die lokalen Clubs eher semiprofessionell organisiert sind. Man kommt drauf, dass viele Freunde Poker spielen und viele dann spätestens ab dem Wort „Staatsmeister“ sich überlegen, dass das scheinbar doch eine gewisse Leistung erfordert hat. Es gab extrem viele Gratulationen, es rinnt wie Öl, es ist wirklich einfach geil.

PCAB: Abschließende Frage: mit welchen 3 Worten würdest du deinen Spielstil beschreiben?
Georg: Tight, unberechenbar und vielleicht ein bisschen naiv bzw. das zu vermitteln. Alle haben gefragt, woher ich komme, wer ich bin, die kennen mich alle nicht. Ich hab diese Masche bewusst eingesetzt, den Dealer gefragt „was muss ich jetzt setzen?“ und „wie viel kann ich erhöhen?“. Ich habe versucht, den Underdog zu mimen, um mich für die Gegner schwerer einschätzbar zu machen.

PCAB: Nochmals Gratulation zum Titelgewinn und weiterhin ein gutes Blatt!

9 Kommentare

  1. Gratuliere nochmal Georg. 😉
    Und wieder mal danke an Tom für diese neue Serie, freu mich schon aufs nächste Interview, Respekt. 😉

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